Ein „Touch“ von International“ im größten Dorf der Welt

In München/Unterschleißheim, im Stammhotel des FC Bayern München, fand vom 22. – 23.04.2016 das diesjährige Frühjahrssymposium der DGI Bayern statt. Deutsche und internationale Wissenschaftler haben wieder geballt für Anregung und interessante Updates gesorgt.

Nach der offiziellen Eröffnung durch Dr. Friedemann Petschelt, 1. Vorsitzender des DGI Landesverbandes Bayern e.V. und dem 2. Vorsitzenden Dr. Claudio Cacaci präsentierten die Referenten selbst gewählte, praxisrelevante Themen rund um die Implantologie. Den Anfang machte Dr. Stefan Neumayer mit seinem „TMC-System“ (TissueMaster Concept). Mit verblüffenden Bildern zeigte er ein hoch innovatives Konzept für Knochenerhalt und Regeneration. Mittels Gummizug extrudiert er dekapitierte oder tief zerstörte Zähne und nimmt dabei das gesamte Parodont einfach mit. Aber wirklich verblüfft hatte seine Demonstration, wie er mit extrahierten Zahnfragmenten teilweise atrophierte Kammregionen wieder aufbauen kann.

Implantat-Verbindungen auf dem Prüfstand

Hochkarätig ging es weiter: Prof. Dr. Katja Nelson aus Freiburg war die einzige weibliche Vortragende des Hauptprogrammes. Sie resümierte ihren Vortrag mit einer Aufforderung an die Industrie, trotz allen Augenmerkes auf die Osseointegration, auch die Aspekte wie Implantat-Abutment-Verbindung, nicht aus dem Auge zu verlieren. Die viel gelobte Konusverbingung mit „Kaltverschweißung“, ist, wie sie in Videos eindrucksvoll zeigen konnte, in der „Synchotron-Röntgen-Strahlung“, ebenfalls als nicht bakteriendicht entlarvt worden. Der Wettstreit von Butjoint- und Konusverbindung um die osseointegrative Vorherrschaft ist also wieder auf „Los“ gesetzt.

Die erste Kaffepause lud zum Besuch der Industrieausstellung ein, die trotz des familiären Charakters des Kongresses viele namhafte Vertreter parat hielt. Auch die Teilnehmerinnen aus dem Helferinnenprogramm genossen in der Kaffeepause das späte Frühstück. Bei ihnen ging es parallel zum zahnmedizinischen Hauptprogramm um Notfälle in der Praxis, PA, Abrechnung und vieles mehr, zugeschnitten auf die zahnmedizinische Mitarbeiterin. Einige hatten bereits am Vortag ihre Abschlussprüfung zur zahnmedizinischen Fachassistenz für Implantologie und Implantatprothetik (ZMFI) bestanden. Die von der DGI Bayern durchgeführte Weiterbildung findet unter den Assistentinnen viel Anklang und scheint sich auch im Arbeitsalltag der implantologisch tätigen Praxis positiv niederzuschlagen.

Soft Tissue Surgery und Knochen-Implantat-Kontakt

Vorträge beim DGI Früjahrssymposium 2016Das Thema Weichgewebschirurgie am Zahn, vorgetragen durch PD Dr. Jamal M. Stein (MSc.) aus Aachen und anschließend am Implantat von Dr. Christian Hammächer aus Aachen, wurde umfassend und praxisnah dargestellt. Von der Basis her, stellten sie Techniken und Erfolgswahrscheinlichkeiten von Weichgewebemaßnahmen dar. Sie haben in eindrucksvollen Bildern auch gezeigt, wie mögliche suboptimale Ergebnisse aussehen können und Lösungsvorschläge geboten.

Nach dem Mittagessen ging es mit internationalen Vortragenden nochmal in die heiße Phase. Auf Englisch haben Prof. Takahiro (Kalifornien) und Prof. Paolo Malo (Lissabon), die für den Kongress aus Kalifornien und Portugal angereist waren, referiert.

Prof. Takahiro von der UCLA zeigte Möglichkeiten zur Optimierung der Kontaktfläche von Knochen und Implantat. Die durchschnittlich vorherrschenden 60% hält er nicht für zufriedenstellend und bietet zur Optimierung eine ungewöhnliche Methode, die sich UV-Licht zu eigen macht: Photofunktionalisierung. Es gelingt ihm hiermit einen maximalen Knochen-Implantat-Kontakt von bis zu 99% zu erzeugen. Den effektiven Erfolgs-Beweis für eine höhere Überlebensrate von Implantaten, in Langzeitstudien, ist er allerdings schuldig geblieben.

PD Dr. Dr. Sven Otto, von der LMU München, hat Vorbeugung und Maßnahmen bei medikamentös induzierten Kiefernekrosen dargestellt. Die eigentlich banale Aussage, dass Entzündung generell Gewebeazidose bedeutet, hallt nach. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit, bei Bisphosphonaten oder Demosumab, eine gute Mundhygiene zu etablieren, zumindest aber, vor jeglichem invasiven Eingriff, Entzündungsfreiheit herzustellen.

All-on-4 – Versorgung zahnloser Kiefer

Prof Malo, der Begründer der „All-on-4“ Technik, stellte zum Abschluss die von ihm maßgeblich mitbegründete Entwicklung der implantologischen Versorgung zahnloser Kiefer dar. Das „Malo-Clinic-Protocol“ ist für jeden ambitionierten Implantologen geeignet, es sei kein Protokoll für den einen Künstler unter den Chirurgen, schloss Prof. Malo seinen Vortrag.

Referenten DGI Frühjahrssymposium 2016

v.l. Dr. Claudio Cacaci, Prof. Dr. Katja Nelson, Dr. Stefan Neumeyer, Dr. Christian Hammächer, Dr. Friedemann Petschelt, PD Dr. Jamal Stein;

Zusammenfassend ist das Versprechen, praxisrelevante und für die tägliche Arbeit verwertbare Fakten vermittelt zu bekommen, in vollem Umfang eingelöst worden. Hochspannend und trotzdem basisorientiert wurden die Themen behandelt und die Diskussion gab die Möglichkeit, offene Fragen kritisch zu besprechen. „Es lohnt sich also nächstes Jahr wieder dabei zu sein“ so Dr. Petschelt, dieses Mal in der Stadt mit der größten Kneipendichte, in Regensburg, wo das Frühjahrssymposium am 28./29. April 2017 stattfindet.